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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

Für "Kritik an unserer Kritik" oder sonstige Anregungen sind wir immer dankbar; schreib einfach an den webmaster.

Theologische Rezension: Life of Pi hier.

Empfehlungen 2013 hier.

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Filmbewertung: Apocalypto

Wertung: 3.0 von max. 5 Sternen
Regie: Mel Gibson
Darsteller: Rudy Youngblood, Dalia Hernandez, Raoul Trujillo, Mayra Serbulo, Gerardo Taracena, Jonathan Brewer, Morris Bird, Carlos Emilio Baez
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 138 Minuten
Genre: Action
Publikum: Erwachsene
FSK: 0

Inhalt

Bilder eines wunderschön unberührten Regenwaldes. Plötzlich wird eine laufende menschliche Gestalt sichtbar. Mehrere Männer jagen einen Tapir, der durch das Unterholz rennt. Bereits die Eingangssequenz in Mel Gibsons Spielfilm "Apocalypto" zeichnet sich durch eine entfesselte Kamera - Dean Semler führt eine digitale, hochauflösende "Genesis" genannte Handkamera mit 360-Grad-Verschluss - aus, die dem ganzen Film ein atemloses Tempo verleiht.

Nachdem die Jäger den Tapir erlegt haben, werden dessen Innereien verteilt. Die Szenen einer Treibjagd im vorkolumbianischen Amerika und die Feier nach der Ankunft der Jäger in ihrem Dorf etablieren die Idylle des edlen Wilden. Eine Idylle, die allerdings urplötzlich zerstört wird: Eine Gruppe Menschenjäger überfällt das Dorf, tötet die Alten und fängt junge Männer und Frauen, um sie für ihre blutigen Menschenopfer zu benutzen.

Einer von ihnen, "Pranke des Jaguars"(Rudy Youngblood), kann gerade noch seine hochschwangere Frau "Sieben" (Dalia Hernández) und seinen kleinen Sohn in einem Brunnenschacht verstecken, ehe auch er in eine Maya-Stadt verschleppt wird. Auf dem Gipfel einer der Pyramiden sollen die Gefangenen geopfert werden, um einen blutrünstigen Gott gnädig zu stimmen. Doch Pranke des Jaguars kann entkommen. Er wird von "Leitwolf" (Raoul Trujillo) und seinen Mannen durch den Dschungel gejagt.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de

Kritik

Der mit einer indianischen Besetzung in einem Maya-Dialekt an Originalschauplätzen in Mexiko gedrehte und von "Ethno-Musik" unterstützte Spielfilm"Apocalypto" beansprucht darüber hinaus Realismus mit einem Exzess an Gewalt, die etwa in der Szene ihren Höhepunkt findet, als einem der Opfer bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen wird. Die hyperrealistische Art, wie Gibson Gewalt in Szene setzt, schockiert selbst hartgesottene Zuschauer.

Erinnert die einfach gestrickte Handlung von "Apocalypto" in seiner Dramaturgie an einen Western, so macht Mel Gibson keinen Hehl daraus, dass er keinen reinen Action-Film drehen wollte: "Die Handlung an sich ist ja eigentlich relativ schlicht, doch was sich dahinter verbirgt, ist ausgesprochen komplex. Da gibt es klare Stellungnahmen zu Kulturen, und wir haben uns auch bemüht, geschichtlich so authentisch wie möglich zu sein. Es war uns wichtig, die Frage mit aufzunehmen, warum diese Zivilisationen untergingen, warum sie schwächer wurden und schließlich zerbrachen."

Obwohl die Maya-Kultur noch manche Rätsel aufgibt, gilt es heute als sicher, dass auf ihrem Eroberungszug 1519 die Konquistadoren keine blühende Kultur mehr vorfanden, sondern lediglich die Reste einer längst ihren Höhepunkt überschritten habenden Hochkultur, deren klassische Blüte sich in den Jahren 300 - 900 nach Christus entfaltet hatte.

Auf die Frage, wie eine Kultur, die eine ausgereifte Schrift und den genauesten antiken Kalender kannte, höhere Pyramiden als die Ägypter und Städte für eine halbe Million Menschen baute, niederging, suchen die Forscher seit langem Antworten.

Mel Gibson stellt seinem Film ein Zitat des Kulturhistorikers Will Durant voran: "Eine große Zivilisation lässt sich nur von außen erobern, wenn sie sich von innen schon selbst zerstört hat". "Apocalypto" buchstabiert die Ursachen des Maya-Zerfalls.

Diese mischen sich bereits in die idyllische Gemeinschaft der Wald-Indios ein: Dass der gutmütige "Von kleinem Geist" offensichtlich keine Kinder erzeugen kann, gibt einerseits mancherlei Anlass zu Witzeleien, führt andererseits aber auch das Problem der Kinderlosigkeit ein. Bei der ausgelassenen Feier am Lagerfeuer ist auch schon die Rede vom Raubbau an der Natur, den Gibson später ins Bild setzten wird, als die Gefangenen an ausgedörrten Feldern vorbeiziehen.

Auf ihrem Weg in die Maya-Stadt begegnen sie weiteren Formen der Auflösung: Die Stadt hält sich offenbar nur noch dank Sklavenarbeit, tödliche Krankheiten suchen die Bevölkerung heim.

In der Stadt, wo Gibson seine Fähigkeit als Regisseur für monumentales Kino unter Beweis stellt, werden die Zerfallserscheinungen überdeutlich: Gibson zeigt die Hauptstadt der Maya als eine Art dekadentes Babylon oder Rom. Auf dem Markt werden die verschleppten Frauen verkauft, auf dem Gipfel der Pyramide herrscht eine selbstzufriedene Clique, die sich wie die Menschenmassen an den Blutritualen berauscht.

Bezeichnenderweise werden die todgeweihten Gefangenen als Erlösungsbringer empfangen. Doch von den Blutopfern kommt keine Erlösung - darin liegt die eigentliche Botschaft von "Apocalypto". Indem Mel Gibson eine blutrünstige Religion mit all ihren Exzessen schildert, die den Menschen Erlösung verspricht aber nicht bieten kann, führt er sich die heutzutage weit verbreitete These ad absurdum, die Europäer und mit ihnen das Christentum hätten erst die Hochkulturen Mittelamerikas zerstört.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de