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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

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Theologische Rezension: Life of Pi hier.

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Filmbewertung: Der Herr der Ringe II - Die zwei Türme

Wertung: 4.0 von max. 5 Sternen
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Elijah Wood, Sir Ian McKellen, Liv Tyler, Viggo Mortensen, Sean Astin
Land, Jahr: USA/Neuseeland 2002
Laufzeit: 179 Minuten
Genre: Fantasy
Publikum: Jugendliche und Erwachsene
FSK: 12

Als Trilogie wollte J. R. R. Tolkien sein Epos „Der Herr der Ringe“ keinesfalls verstanden wissen, wie der Oxford-Professor etwa 1955 seinem amerikanischen Verleger in einem Brief mitteilte: „Das Buch ist natürlich keine ‘Trilogie’. Das und die Titel der Bände waren ein kleiner Schwindel, der für die Veröffentlichung als notwendig erachtet wurde, wegen der Länge und der Kosten. Es gibt keine echte Dreiteilung, und kein Teil ist für sich allein verständlich. Die Geschichte wurde als ein Ganzes ausgedacht und geschrieben.“

Was Tolkien selbst vor bald einem halben Jahrhundert schrieb, gilt analog für Peter Jacksons Verfilmung. Weil „Der Herr der Ringe“ eine Einheit darstellt und jede Einteilung willkürlich bleibt, und nicht nur aus finanziellen Überlegungen, drehte der neuseeländische Regisseur anderthalb Jahre lang alle drei Spielfilme auf einmal. Deshalb schliesst der zweite Film, der wie der zweite Band „Die zwei Türme“ heisst und nun am Mittwoch weltweit im Kino startet, unmittelbar an den ersten „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ an. Dafür braucht er keine Exposition, die ohnehin nur eine Art „Remake“ der Einführung in „Die Gefährten“ sein könnte. Eine Falle, in die etwa Chris Columbus mit dem zweiten Harry-Potter-Film tappte und der Jackson souverän entgeht. Die erste Aufgabe, den richtigen Anschluss zu finden, hat der neuseeländische Regisseur mit Frodos Traum vom Sturz Gandalfs in Moria bravourös gemeistert.

Wurde in der ersten Verfilmung die Figur des Tom Bombadil schmerzlich vermisst, so könnte auch im zweiten Film einiges beanstandet werden, etwa die allzu vielen Spässe des Zwerges Gimli, die ihn beinahe zur Witzfigur degradieren, oder manch übertriebene akrobatische Einlage des Elben Legolas, die eher lächerlich wirkt. Letztendlich aber beeinträchtigen diese Makel kaum den Gesamteindruck des Epos und schon gar nicht dessen Kern. Wie schon „Die Gefährten“ folgt „Die zwei Türme“ der Vorlage treu. Die Freiheiten, die sich Regisseur Jackson herausnimmt, stehen stets im Dienst des Erzählflusses.

Bezüglich der Erzählung stellt sich der Film einer besonderen Herausforderung, muss er doch drei Handlungsstränge parallel verfolgen: Während sich die Hobbits Pippin und Merry von den Orks befreien und „Ents“ genannten Baumhirten begegnen, tritt der Ringträger Frodo mit seinem treuen Diener Sam den schweren Weg nach Mordor – und macht die Bekanntschaft des früheren Ringbesitzers, Sméagol/Gollum. In der dritten Handlungslinie liefern sich Aragorn, Gimli und Legolas zusammen mit den Menschen des Königreiches Rohan in „Helms Klamm“ eine ungeheure Schlacht gegen das Heer des bösen Zauberers Saruman. Die Verknüpfung der drei Teilerzählungen ist Peter Jackson hervorragend geglückt.

Schon zu Beginn des ersten Filmes „Die Gefährten“ waren Ausschnitten aus der Schlacht des letzten Bündnisses zwischen Menschen und Elben gegen den Dunklen Herrscher zu sehen. Doch die überwältigenden Bilder des Kampfes um Helms Klamm stellen sie in den Schatten. Eine Mischung aus Realaufnahmen, Dreharbeiten an Miniatur-Modellen und im Computer erstellten Bildern liefert bildgewaltige Szenen, die zu den beeindruckendsten der Filmgeschichte gehören. Lediglich deren Dauer – zwanzig Minuten – könnte als exzessiv angesehen werden, weil sie dadurch das Gleichgewicht der drei Parallelstränge stört, zuungunsten etwa des Angriffs der Ents auf Isengart, der auf der Leinwand weit weniger Platz einnimmt.

Das wahrhaft faszinierende Produktionsdesign von „Der Herr der Ringe“ erschöpft sich allerdings nicht im Bühnenbild von Helms Klamm. Das Auenland, Bruchtal, Lothlorien... Bereits im ersten Film hatten die Produktionsdesigner regelrechte Welten erzeugt. In „Die zwei Türme“ erweitert sich jedoch vor dem Zuschauer Mittelerde in erheblichem Masse. Und zu den minutiös arrangierten Schauplätzen kommen atemberaubende Kamerafahrten hinzu, die den Blick kolossal weiten und den Zuschauer in die Welt des „Herrn der Ringe“ eintauchen lassen.

Die exzellenten Schauplätze und eine im richtigen Rhythmus vorgetragene Erzählung vervollständigen Figuren, die hohe Dramatik ins Epos bringen. Waren die einzigen Frauen, die in „Die Gefährten“ eine Rolle spielten, Elbinnen – Galadriel, Arwen –, so begegnen wir in Eowyn eine menschliche Frau. Mit ihr, der Nichte des Königs Theoden von Rohan und selbst Königstochter, fühlt Aragorn eine intensive Seelenverwandtschaft. Jedesmal wenn er sich aber zu Eowyn hingezogen fühlt, kehren sein Herz und seine Gedanken zu Arwen und zu dem mit der anmutigen Elbin geschlossen Bündnis, die ihre Unsterblichkeit aus Liebe zu dem Menschen Aragorn aufgeben will. Treue kommt in „Der Herr der Ringe“ eine zentrale Bedeutung zu.

Im Tolkiens Epos spielt eine Schlüsselrolle ein geheimnisvolles Wesen, dem der Besitz des Einen Ringes ein sehr langes Leben, aber auch viel Leid gebracht hat: Sméagol/Gollum. Auf ihrem Weg nach Mordor begegnen ihm Frodo und Sam. Als Frodo Gollum dazu bringt, seine Vergangenheit zu beichten, kommt sein Vorleben – als Hobbit Sméagol – wieder um Vorschein. Dem Kampf zwischen den zwei Persönlichkeiten, die dieses Wesen in sich vereint, wohnt eine hochdramatische Kraft bei. Die Befürchtung des Tolkien-Kenners Rene van Rossenberg – der Gollum als Nachfolger der jüdischen Sagengestalt des Golem interpretiert und zum „Träger der religiösen Leitdifferenz von Gut und Böse“ erklärt –, im Film würde Gollum zur Witzfigur verkümmern, hat sich doch nicht bewahrheitet.

Die filmische Figur des Gollum entstand durch die Zusammenarbeit des britischen Schauspielers Andy Serkins und den Spezialisten für Visuelle Effekte: so genannte „Motion-Capture“-Aufnahmen speicherten die Bewegungen und die Sprache des Darstellers, die dann auf den digitalen Gollum übertragen wurden. Die fertige Kreatur wird in die Geschichte des Animationsfilmes eingehen.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de