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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

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Theologische Rezension: Life of Pi hier.

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Filmbewertung: Der Schmetterling

Wertung: 4.0 von max. 5 Sternen
Regie: Philippe Muyl
Darsteller: Michel Serrault, Claire Bouanich, Nade Dieu, Jacques Bouanich, Catherine Cyler, Jerry Lucas
Land, Jahr: Frankreich 2002
Laufzeit: 83 Minuten
Genre: Komödie
Publikum:
FSK: 0

Inhalt

In "Der Schmetterling" ("Le papillon", 2002) spielt an der Seite des mittlerweile 76-jährigen französischen Schauspielers eine noch viel jüngere Filmpartnerin: Elsa (Claire Bouanich) ist gerade erst neun Jahre alt geworden. Diese liebenswürdige Komödie, die endlich auch in Deutschland startet, erzählt vom Schmetterlings-Sammler Julien (Michel Serrault), der in die Berge aufbricht, um den schönen und seltenen Dämmerfalter Isabelle zu suchen. Das von der Mutter vernachlässigte Nachbarmädchen Elsa schließt sich ihm heimlich an. Nach vergeblichen Versuchen, die Mutter des Mädchens zu erreichen, sieht sich Julien nun gezwungen, Elsa auf seiner Wanderung mitzunehmen. Wie in "Eine Schwalbe macht den Sommer" entsteht auch zwischen dem kauzigen Alten und dem unentwegt fragenden Kind nach anfänglichen Schwierigkeiten eine wunderbare Freundschaft.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de

Kritik

Michel Serrault hat bereits etliche ältere Männer dargestellt, die zu einer jungen Frau eine Vater-Tochter-Beziehung unterhalten, etwa in "Nelly und Monsieur Arnaud" (1995), in "Das Leben ist ein Spiel" (1998) sowie in "Eine Schwalbe macht den Sommer" (2001). Letzterer Film schildert vor der schönen Kulisse der Voralpen die Entstehung einer wunderbaren Freundschaft zwischen der dreißigjährigen Sandrine, die aus Paris geflüchtet und in der Nähe von Grenoble einen Bauernhof übernommen hatte, und dem eigensinnigen alten Bauern Adrien. "Eine Schwalbe macht den Sommer" konzentriert sich auf die zwei Charaktere: die Kamera zeigte Sandrine und Adrien vorwiegend in Nahaufnahmen - es ist einfach eine Freude, dem grandiosen Schauspiel zweier hervorragender Darsteller zuzuschauen. Darüber hinaus wird die Handlung im ruhigen Tempo, psychologisch ausgeklügelt und mit knochentrockenem Witz erzählt.

Auf einem einfachen umgesetzten Drehbuch baut eine Dramaturgie auf, die im dem Sujet angemessenen Erzähltempo immer mehr Einblicke in die Personen gewährt und dadurch das Interesse des Zuschauers für Julien, aber auch für Elsas Mutter weckt. Dies wird von einem schönen, aber nie kitschigen Soundtrack sowie von einer Kamera unterstützt, die zwischen den hervorragenden Naturaufnahmen und den Großaufnahmen der Darsteller das Gleichgewicht hält. Sowohl die uneitle Darstellung Michel Serraults als auch das spontane Spiel Claire Bouanichs liefern einen erneuten Beleg dafür, dass große Schauspielkunst mit dem Alter der Schauspieler nichts zu tun hat.

Wie ein "Roadmovie" besitzt dieser "Wanderfilm" eine unterschwellige Symbolik: es ist kein Zufall, dass Elsas Mutter Isabelle heißt - wie der Falter, nach dem Julien fahndet. Wonach Julien und Elsa suchen, ist also gar nicht so verschieden. Auch das Drama, das am Anfang von Juliens Sammlerleidenschaft steht und erst gegen Ende enthüllt wird, hat mit der Familie zu tun. Der zauberhafte Film wirkt indes in keinster Weise süßlich. Nicht nur, weil jedesmal, wenn er dies zu werden droht, das Drehbuch eine unerwartete Wendung parat hat, sondern auch, weil die Neunjährige teilweise sehr ernste Fragen stellt. "Was wird aus den abgetriebenen Kindern?" fragt sie etwa Julien.

Warum sie diese Frage so sehr beschäftigt, hat sehr persönliche Gründe: nachdem der Zuschauer der hübschen und intelligenten Elsa bereits eine Stunde lang zugeschaut hat, hört er aus ihrem Munde, dass sie eigentlich hätte abgetrieben werden sollen. Dass Elsa lediglich lebt, weil sich ihre viel zu jung schwanger gewordene Mutter zu spät zur Abtreibung meldete, führt anschaulich vor Augen, was eine vorgeburtliche Kindestötung bedeutet. Regisseur und Drehbuchautor Philippe Muyl gebührt Dank, dass sich "Der Schmetterling" nicht in zauberhaften Bildern und einer anrührenden Geschichte erschöpft, sondern sich an politisch unkorrekte Fragen herantraut, die in Mainstream-Filmen kaum angesprochen werden.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de