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Das persönliche Gebet

Das persönliche Gebet geschieht normalerweise im Verborgenen. Im Gegensatz zum gemeinschaftlichen Beten kann jeder Beter über Inhalt, Form und Ausrichtung des Gebets selbst entscheiden. Das bedeutet eine große Freiheit.
Nicht nur deshalb wird das persönliche Gebet oft als eigentliches Gebet bezeichnet, während das gemeinschaftliche Gebet im Verruf steht, floskelhaft zu sein, vorgefertigte Formulierungen nur herunterzuleiern oder zumindest nicht wirklich zu füllen. Vorgefertigte Gebete neigen angeblich dazu, die unbegrenzten Möglichkeiten des persönlichen Gebetes einzudampfen. Ein auswendig gelerntes Gebet sei wie eine Schablone, in die wir unsere Beziehung zu Gott einpassen müssen. So sagt man.
Leider wird die Freiheit des persönlichen Gebets aber gar nicht genutzt. Obwohl niemand uns von außen einschränkt, fehlt uns im Innern die Anregung zur Weite. Oft besteht unser Gebet doch nur aus wenigen, oft immer gleichen Inhalten. Ja, sogar unsere Formulierungen schleifen sich ein und wiederholen sich. Da kann es geschehen, dass das persönliche Gebet verkümmert, als langweilig und nutzlos empfunden wird und dann irgendwann ganz aufgegeben wird.
Das muss nicht sein!

Was alles Gebet ist
Die unschlagbare Blaupause fürs Gebet

Wenn wir unser Gebet einem grundlegenden Check unterziehen wollen, ist es gut, ein Ideal zu haben. So, wie wir eine Zeichnung mit einem guten Gemälde vergleichen. Vielleicht können wir so unsere Zeichnung so perfektionieren, dass sie sogar besser als das Gemälde wird.
Ein solches Ideal könnte zum Beispiel eine menschliche Liebesbeziehung sein. Okay: Die sind auch nicht immer ideal. Aber wir haben ein klares Bild vor Augen, wie die ideale Kommunikation zwischen zwei Verliebten aussehen könnte. Und was man vermeiden sollte. Oft aus eigener Erfahrung. Aber im Zweifelsfall helfen da auch Kinofilme und Romane.

Gebet ohne Worte

Gerade eine Liebesbeziehung lebt nicht allein vom gesprochenen Wort. Wie wichtig ist es, einfach gemeinsam den Tag zu verbringen! Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen - ob großartige Abenteuer oder kleine Herausforderungen im Alltag.
So ist auch das Leben mit Gott schon Gebet. Das Bewusstsein, mit Gott durch den Alltag zu gehen, sich von Ihm in großartigen Situationen beschenkt wissen und die lästigen Aufgaben mit Seiner Hilfe zu bestehen: Alles das ist Gebet - selbst ohne Worte.
Wir wissen aber auch, dass Paaren, die alles gemeinsam tun, sich aber nie eine Zeit der Zweisamkeit schenken, auch etwas fehlt. Es gehört zu jeder Beziehung dazu, sich auch immer wieder zurückzuziehen, um Zeit für sich als Paar zu haben. Wer zwar immer alles gemeinsam macht, aber nie innehält, um sich ganz dem Partner zuzuwenden, der führt eine seltsame und letztlich gefährdete Beziehung.
Das gilt auch umgekehrt: Zwei, die sich zwar immer wieder zum Gespräch und vielleicht auch zu Zärtlichkeiten treffen, ansonsten aber getrennte Leben führen, werden wir wohl kaum als ideales Paar bezeichnen.
Auch Gott möchte mit uns den Alltag bestehen. Dabei sein, wenn es etwas zu feiern gibt. Uns nicht in den schweren Momenten allein lassen. Es wird Ihm sicher nicht gefallen, wenn wir nur dann an Ihn denken, wenn wir uns Zeit für ein Gebet nehmen - und ansonsten ohne Ihn leben. Er will immer Teil unseres Lebens sein. Vor allem dann, wenn uns das persönliche Gebet schwer fällt, ist Gott da.
Es gibt noch zahlreiche weitere Formen der gelebten Beziehung, die ohne Worte auskommt.

Auf jeden Fall erwähnt werden sollte hier die schöne Form der «Stoßgebete»: Kurze Gedanken, Worte oder kleine Gesten (wie z. B. das Kreuzzeichen), die unseren Alltag immer wieder mit Gott in Verbindung bringen. Manchmal still und wortlos, oft aber doch mit kurzen (inneren) Äußerungen verbunden: «Herr, hilf!», «Danke, Jesus!» oder auch «Segne, bitte!», «Tröste - heile - verzeihe!»

Und jede dieser Formen findet eine Entsprechung in unserer Beziehung zu Gott: Verliebte können sich Geschenke machen; einander zu Hilfe eilen; Bilder des anderen aufbewahren, ehren und bei sich tragen. Liebende erkennen die Größe der Liebe oft darin, was der Partner bereit ist aufzugeben. Welche Opfer er bringt, um bestimmte Augenblicke mit dem Geliebten verbringen zu können.
Wer wirklich verliebt ist, braucht diese Liste allerdings nicht. Eine wahre Liebe bringt das alles mit sich.

Gebet im Geiste

Das Gebet zu unsichtbaren Personen (ob nun Gott, die Engel und die Heiligen oder die Verstorbenen) ist ein Gebet im Geist. Was erstmal nicht verwundern darf, da Gott ja Geist ist; ebenso wie die Engel. Auch unsere Verstorbenen sind bis zur allgemeinen Auferstehung aller Menschen reine Seelen ohne Leib. Mit ihnen zu kommunizieren braucht also keine gesprochenen Worte.

Wie aus einem Einwand eine Anleitung wird

Viele Nicht-Glaubende wenden nun ein, ein solches Gebet im Geiste sei nichts anderes als ein Selbstgespräch. Oder, wenn man so will, ein Gebet mit einem imaginären Freund.

Berühmte imaginäre Freunde im Kino sind zum Beispiel «Mein Freund Harvey» oder «Der Indianer im Küchenschrank». Auch übrigens in «Fight Club», ohne dass ich hier spoilern will.

Was als Einwand gemeint ist, kann man aber auch als guten Ratschlag verstehen. Wer es nicht für ausgeschlossen hält, dass es einen Gott gibt, der sich für uns interessiert, kann gerne erst einmal mit Selbstgesprächen anfangen - mit der vagen Hoffnung, dass Gott vielleicht zuhört. Ganz Wagemutige mögen sich Gott dann vielleicht als «imaginären Freund» vorstellen und mit ihm Gespräche führen, durch den Alltag gehen und ihm vielleicht die eine oder andere Hilfe zutrauen.
Ich bin davon überzeugt, nach einer gewissen Zeit stellt man fest, dass die Antworten, die dieser imaginäre Freund gibt, Substanz haben. Dass sie nicht durch mein eigenes Unterbewusstsein erklärt werden können. Dass Gespräche mit Gott realer sein können als so manche Unterhaltungen mit Menschen.
Vielleicht beginne ich ein Gebet fröhlich, und werde auf meine Fehler hingewiesen. Oder ich beklage mein Elend und bin anschließend getröstet und erfrischt. Ich bekomme neue, unverhoffte Ideen. Und, vor allem: Ich werde zum Guten und Schönen ermutigt.
Wie dem auch sei: Wer Schwierigkeiten mit dem persönlichen Gebet hat, findet so einen überraschend leichten und doch realen Zugang zum Gespräch mit Gott.

Gebet mit Worten

Wenn wir mit Gott oder mit anderen Menschen reden, dann kann das Gespräch sehr viele verschiedene Inhalte haben. Wir können fragen, erklären, bitten, danken, erzählen, klagen, loben, uns gegenseitig informieren und so weiter. Natürlich klagen wir nicht ständig (hoffe ich mal!), weder Gott noch anderen Menschen gegenüber.
Gebet (mit Gott) und Gespräch (mit Menschen) unterscheiden sich durch eine deutliche, inhaltlich entgegengesetzte Richtung.

Platz Nr. 1 im Gebet: Das Bittgebet

Meiner Erfahrung nach besteht das Gebet zu Gott bei den meisten Menschen hauptsächlich aus Bitten. Natürlich sagen wir dann auch öfter mal "Danke!" - aber doch deutlich weniger.

Wenn sich unsere Bitten, die wir Gott anvertraut haben, erfüllen, führen wir das keineswegs immer auch auf Gott zurück. Manchmal glauben wir, das sei Zufall. Oder unsere eigene Leistung. Oder auf die Anstrengungen der Ärzte, der Mitarbeiter und der Politiker zurückzuführen.

Der Überzahl der Bitten folgt auf jeden Fall eine kleinere Anzahl an Dankgebeten. Auch Klagen, Fragen oder Entschuldigungen kommen vor - aber selten. Interessanterweise fehlt im Gebet fast vollständig das, womit wir das Gespräch mit unseren Mitmenschen zu geschätzt 90 % füllen.

Platz Nr. 1 in der menschlichen Kommunikation

Im Austausch mit anderen Menschen dagegen steht das Bitten schon fast auf dem letzten Platz. «Danke!» sagen wir schon häufiger, immer dann, wenn uns jemand etwas Gutes tut. So haben wir es gelernt, das ist höflich. Auch dann, wenn wir gar keine Bitte ausgesprochen haben.
Bitten dagegen ist uncool. Selbst Kinder schaffen es, Bitten zu vermeiden. Anstatt von «Mama, bitte, könntest du mir etwas zu essen geben?» sagen Kinder lieber «Mama, ich habe Hunger!». Und das gilt nicht nur für Kinder; auch bei den Erwachsenen ist es auffällig, dass wir zum Beispiel lieber "Entschuldigung!" sagen (oder, noch kürzer und inhaltsleerer: "Sorry!"), anstatt um Entschuldigung zu bitten.
Mit Abstand der häufigste Inhalt unserer menschlichen Kommunikation ist dagegen das Erzählen. Wir teilen mit, was wir wissen, was wir erlebt haben, was uns gerade beschäftigt oder auch nur durch den Kopf geht. Wir warten, wenn ein anderer etwas erzählt, nur auf das richtige Stichwort, um daran anzuknüpfen: «Wo du gerade Bayern erwähnst - da fällt mir ein, was ich da letztens erlebt habe...» Wir wagen die abenteuerlichsten Themenwechseln, eingeleitet mit «Apropos Pyramiden..!» oder so ähnlich.
Das will ich gar nicht schlecht machen - wir haben halt diesen Mitteilungsdrang, und das, was wir erzählen, sagt viel über mich aus oder definiert meine Stellung. Aber ... warum kommt es dann so selten in unserem Gebet vor?

Erzählendes Gebet

Wir sollten in unserem Gebet viel mehr erzählen. Wenn das unsere menschliche Natur ist (und das Erzählen scheint auf jeden Fall zu unserem Wesen dazuzugehören!), dann wäre es allemal unnatürlich, das nicht zu tun. Lassen wir uns also nicht zu einem steifen und feierlichen Gebetston verleiten, den wir vielleicht aus Gebetsparodien kennen. Erzählen wir frei von der Leber weg, was uns bewegt, was wir erlebt haben. Worauf wir uns freuen, wovor wir Angst haben. Üben wir uns regelrecht darin, uns offen und ehrlich mitzuteilen!
Denn darin liegt ein noch größerer Schatz: Während wir erzählen, Formulierungen suchen und uns um eine angemessene Darstellung bemühen, halten wir uns selbst all das vor Augen. Das kann der Beginn eines Perpektivwechsels sein. Vielleicht bemerken wir im Erzählen etwas, das uns zuvor entgangen war. Oder wir entwickeln Empathie für denjenigen, den wir bislang nur als Gegenspieler betrachtet haben. Vielleicht entstehen Fragen, neue Erkenntnisse, Dankbarkeit oder auch das Bedürfnis, um Entschuldigung zu bitten.
Mit anderen Worten: Wer mit seinen Gebeten immer gleich mit den Erzählungen des Tages beginnt, kommt oft genug zu allen anderen Inhalten des Gebetes: Klagen & Fragen, Bitten & Danken, Loben & Preisen und so weiter. Wir sehen Ereignisse, die hinter uns liegen, in einem neuen Licht und Kommendes mit anderen Erwartungen. Nicht nur - aber auch - weil Gott uns aktiv zuhört. Er wirkt bereits, während wir noch bei uns sind.

Erzählen? Gott weiß doch alles! (1. und 2. Einwand)

Es gibt drei häufig genannte Einwände, Gott im Gebet etwas zu erzählen. Die ersten beiden sind menschlich nachvollziehbar und leicht auszuräumen: Einmal zweifle ich vielleicht daran, dass es Gott überhaupt interessiert, was in mir vorgeht - oder Ihm nicht angemessen ist. Zum zweiten höre ich oft, das erzählendes Gebet doch sinnlos sei, da Gott doch sowieso schon alles weiß. Und das, was er weiß, weiß er besser als ich. Warum also wiederholen, was längst vor Gottes Augen steht? Das wäre ja wie im hellen Sonnenschein eine Kerze anzuzünden.
Dabei vergessen wir, dass die Kommunikation, das Gespräch oder das Gebet nicht in erster Linie der Informationsweitergabe dienen. Auch wer im menschlichen Gespräch anderen etwas erzählt, will nicht bloß informieren. Es geht fast immer um ein umfassendes Beziehungsgeschehen: Wer erzählt, hat was zu sagen; er ist wichtig; ihm wird zugehört und Aufmerksamkeit geschenkt. Wer etwas erzählt, teilt nicht nur eine Geschichte, sondern auch sich selbst mit. Ein Gott, der zuhört, nimmt uns ernst; er will unsere Sicht der Dinge hören (und dabei eventuell wandeln). Gott möchte, dass wir erzählen, weil wir Ihm wichtig sind. Wir - und das, was wir zu sagen haben.

Gebet: Reden allein mit Gott? (3. Einwand)

Der dritte Einwand ist schwerwiegender - sowohl in seiner Begründung, aber noch mehr in seinen Auswirkungen: Einigen Menschen erscheint es als Herabwürdigung Gottes, Ihn so anzureden und mit Ihm so ins Gespräch zu kommen, wie es Menschen untereinander tun. Gebet zu Gott habe sich sowohl vom Inhalt als auch von der Sprache deutlich von einem Gespräch zwischen Menschen zu unterscheiden!
Dieser Einwand ist deshalb schwerwiegend, weil stillschweigend ein Graben zwischen «Gebet» und «Gespräch» aufgetan wird. Gebet, so wird suggeriert, ist immer so etwas wie Anbetung und gebührt allein Gott. - Die schwerwiegenden Folgen dieses Einwandes liegen auf der Hand: Wer so denkt, verwirft jede Kommunikation mit unseren Verstorbenen, ob sie uns nun persönlich bekannt waren oder vor langer Zeit heilig gesprochen wurden. «Sprechen» können wir mit den Lebenden hier auf Erden, «beten» allein zu Gott.
Und dieser Einwand ist schwerwiegend, weil er nicht so leicht ausgeräumt werden kann. Wir haben eine natürliche Ehrfurcht vor Gott (wenn wir Ihn als lebendig und real erkannt haben), die uns eher verstummen lässt. Wer sich Gott nähert, wirft sich nieder - anstatt Ihm vom letzten Einkaufsbummel zu erzählen.
Es ist schließlich Gott selbst, der uns ermuntern muss, zwar diese Ehrfurcht zu bewahren und doch gleichzeitig in Gott einen wahren Freund und Gesprächspartner zu erkennen: «Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.» (Joh 15,15).

Unser Gebet zu den Heiligen und Verstorbenen

Das, was ich soeben ausgeführt habe, gilt nicht nur für unser Gebet zu Gott. Gerade wir Katholiken kennen und pflegen auch das Gebet zu den Heiligen (allen voran zu Maria), aber auch zu den Verstorbenen, die wir persönlich gekannt haben. In diesen Gebeten richten wir vor allem unsere Bitten an die Heiligen. Manche von den Heiligen werden als «Nothelfer» bezeichnet (traditionell sind es 14 Nothelfer), andere definieren wir über ihre Zuständigkeiten für Bitten in bestimmten Lagen. Selbst mit unseren Verstorbenen reden wir oft vor allem dann, wenn wir ihre Nähe und Hilfe brauchen.
Erzählen wir auch Maria wie es uns gerade geht; erzählen wir den Heiligen, deren Lebensgeschichte uns bekannt ist, dass wir ähnliches erleben und durchmachen. Sprechen wir mit unseren Verstorbenen über unser Leben und über das, was wir von ihrem Leben wissen. Natürlich werden auch aus diesen Erzählungen Bitten entstehen. Aber vielleicht auch Zuspruch (vor allem unseren Verstorbenen gegenüber), Lob, Dank oder einfach nur geteilte Freude, mitgeteiltes Leid und eine gegenseitige Bestärkung im Glauben, in der Hoffnung und der Liebe.

Loben und Preisen

Vielleicht denkt sich jetzt der eine oder andere Leser (und erfahrener Beter), dass noch wertvoller als Bitten, Danken und Erzählen der Lobpreis ist. Gott zu loben ist für viele (vor allem für unsere evangelikalen Freunde) das schönste Gebet.
Dem will ich nicht widersprechen. Deshalb sollte ich hier enthüllen, dass meine Gedanken zum Gebet in drei Schritten vor sich gehen: Nachdem wir soeben einen Blick auf das persönliche (private) Gebet geworfen haben, möchte ich mich im zweiten Abschnitt kurz dem gemeinschaftlichen Gebet widmen. Der Höhepunkt aber wird der dritte Abschnitt sein, bei dem ich den Schritt vom Gebet zur Anbetung machen möchte. Diese höchste Stufe der Anbetung gilt aber nur Gott; nicht mehr den Heiligen und unseren Verstorbenen.
Natürlich können und dürfen wir auch Maria loben, das Vorbild der Heiligen und die Liebe, die unserer Verstorbenen uns erwiesen haben. Aber der eigentlich Lobpreis als Höhepunkt des Gebetes reicht in die Anbetung hinein - und die gebührt nach einheitlichen Aussagen der Bibel allein Gott. Diese Unterscheidung wird unseren evangelikalen und protestantischen Freunden gefallen. Nicht wenige aus ihren Reihen machen sich ernsthafte Sorgen, wenn Katholiken zu Maria beten und sich dabei sogar hinknien. Keine Sorge: Das ist keine Anbetung, sondern ein Gebet, das sich als die Fortsetzung der mitmenschlichen Kommunikation versteht, die wir bereits auf Erden täglich pflegen und genießen.
Natürlich stellt sich dann die Frage, worin denn der Unterschied zwischen Gebet und Anbetung exakt besteht - dieser Frage gehe ich in der dritten und vierten Katechese nach. Vorher, in der nächsten Katechese, wollen wir noch einen Blick auf das gemeinschaftliche Gebet werfen.

Fazit
  • Um die Freiheit des persönlichen Gebetes tatsächlich zu nutzen, sollten wir im Gebet viel mehr erzählen. Das ist eine gute Übung, um auch anderen Menschen nicht nur irgendwas, sondern etwas von mir mitzuteilen. Bleiben wir dabei aufmerksam für das, was mir Gott währenddessen mitteilen möchte. So kann jedes Gebet zu Dialog werden. Und wiederum reifen wir in der Fähigkeit, auch meinen Mitmenschen besser zuhören zu können und aufmerksamer zu sein.

  • Vergessen wir aber niemals, dass das persönliche Gebet nicht nur aus den Worten besteht, die ich mir in Gedanken zurecht lege. Gebet ist viel mehr: persönliche Rituale (wie zum Beispiel das anzünden von Kerzen oder das Kreuzzeichen), tätige Nächstenliebe, gezeigter Respekt und gewährte Verzeihung - im Grunde kann mein ganzes Leben so zum Gebet werden.

Vielleicht erfüllt sich so der Aufruf des Heiligen Paulus: «Betet ohne Unterlass!» (1 Thess 5,16).