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Neue Site - empfehlenswert! Ein Ableger der Karl-Leisner-Jugend: aktueller, kürzer, frischer und moderner: www.gut-katholisch.de.

Filme in der Jugendarbeit

Man muss nicht einen Spielfilm diskutieren, analysieren und sezieren, damit er wirkt. Gute Filme sind halt deshalb gut, weil sie ihre eigene Sprache sprechen und darüber (oft) mehr transportieren, als durch eine nachträgliche Analyse.

Aber welche Filme sind wirklich gut? Am besten, Du entscheidest selbst. Vielleicht kann Dir diese Seite unserer Homepage etwas behilflich sein: José García, anerkannter Filmkritiker mit einer eigenen Site ( www.textezumfilm.de) hat uns freundlicherweise erlaubt, einige seiner Besprechung hier zu veröffentlichen, die anderen stammen von Stefan Rottbeck, einem engagierten Jugendlichen.

Für "Kritik an unserer Kritik" oder sonstige Anregungen sind wir immer dankbar; schreib einfach an den webmaster.

Theologische Rezension: Life of Pi hier.

Empfehlungen 2013 hier.

Empfehlungen 2011 hier.

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Filmbewertung: Luther

Wertung: 3.0 von max. 5 Sternen
Regie: Eric Till
Darsteller: Joseph Fiennes, Alfred Molina, Jonathan Firth, Claire Cox, Peter Ustinov, Bruno Ganz, Uwe Ochsenknecht, Mathieu Carrière, Benjamin Sadler
Land, Jahr: Deutschland/USA 2003
Laufzeit: 121 Minuten
Genre: Kirchengeschichte
Publikum: Jugendliche, Erwachsene
FSK: 12

Inhalt

Eine annähernd 500 Jahre zurückliegende historische Gestalt angemessen darzustellen, erfordert, den jeweiligen historischen Kontext authentisch wiederzugeben. Was zunächst eine Frage der Ausstattung, der historischen Kostüme und Kulissen ist. In dieser Hinsicht kann „Luther“ durchaus als Superproduktion bezeichnet werden: „Luther“ wurde auf historischen Schauplätzen in drei Ländern und in aufwändigen Studiosets gedreht. Und wenn weder der Originalschauplatz noch das Studio Authentizität gewährleisten konnten, half wie im Fall des Wittenberger Marktplatzes die Computertechnik weiter.

Regisseur Eric Till, der mit „Bonhoeffer – Die letzte Stufe“ (2000) einem breiten deutschen Publikum bekannt wurde, zeichnet die Lebensstationen Luthers streng chronologisch nach. Der Film beginnt mit dem Ereignis, das Luthers Leben tiefgreifend veränderte: nachdem am 2. Juli 1505 in Luthers Nähe ein Blitz einschlug, rief er die Heilige Anna an und gelobte: „Ich will Mönch werden.“

Eintritt ins Augustiner-Kloster, Priesterweihe, Primiz, Romreise ... In atemberaubendem Tempo zeigt der Film diese Ereignisse, drängt sie auf wenige Minuten zusammen, um dann wieder kurz Luft zu holen, wenn Luthers erste innere Anfechtungen bei seinen Gesprächen mit Luthers Mentor, dem Generalvikar des Augustinerordens Johann von Staupitz gezeigt werden.

Nach diesem Einblick in die innere Glaubenskrise Luthers setzt „Luther“ wieder auf Ereignisse, die sich spektakulär inszenieren lassen: Ablasspredigt des Dominikaners Johann Tetzel, Anschlag der 95 Thesen Luthers an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg im Oktober 1517, Verbrennung der Schriften Luthers in einigen deutschen Städten sowie der päpstlichen Bann-Bulle „Exsurge Domine“ durch Luther, Gefangennahme und Schutzhaft Luthers auf der Wartburg, „Confessio Augustana“ auf dem Augsburger Reichstag 1530, und nicht zuletzt Luthers Hochzeit mit der ehemaligen Zistersiensernonne Katharina von Bora.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de

Kritik

Weil „Luther“ keine Dokumentation, sondern ein Spielfilm ist, sind fiktive Gestalten – die um ihre behinderte Tochter besorgte Hanna, der befreundete Augustinermönch Ulrich, der einfache Maurer Otto – durchaus legitim, um Luthers Beziehungen kondensiert darzustellen. Dass sie jedoch von den Filmemachern dazu verwendet werden, die als zu „abstrakt“ angesehenen Ereignisse im Leben Luthers – etwa das so genannte „Turmerlebnis“, nach dem Luther das Bild eines strafenden Gottes durch das eines gnädigen Gottes ersetzte – zu illustrieren, stuft „Luther“ auf einen Kostümfilm herunter. Denn durch die Konzentration auf äußere Ereignisse wird in „Luther“ kaum ein dramaturgisch stimmiges Bild der historischen Gestalt geliefert.

Es war nicht anders zu erwarten, dass ein von der mächtigen Organisation „Thrivent Financial for Lutherans“ mitproduzierter und von der Evangelischen Kirche Deutschland unterstützter Spielfilm die Gestalt Martin Luthers in einem über jeden Zweifel erhabenen Licht zeigen würde. Kein Wunder also, dass etwa Luthers unrühmliche Rolle beim Bauernkrieg kaum angerissen wird – seine Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ lieferte den Landesherren 1525 die Berechtigung, hunderttausende Bauern niederzumetzeln –, dass im ganzen Prozess Luther völlig einseitig als armes Opfer der „mächtigen Kirche“ dargestellt wird. So wird etwa Luthers Disputation mit dem Theologen Johannes Eck ganz ausgelassen, das Streitgespräch mit Kardinal Cajetan in Umkehrung der Tatsachen inszeniert, so als habe Luther den Kardinal widerlegt, während er doch dessen klarer Argumentation und menschlicher Konzilianz vollkommen unterlegen war.

Unverständlich bleibt es allerdings, warum die innere Zerrissenheit Luthers („Wie bekomme ich einen mir barmherzigen Gott?“) nur am Rande der schön zu bebildernden Ereignisse gezeigt wird. Wie aus dem Kampf gegen die Ablass-Missbräuche eine neue „Theologie“ entstand, kann so der Film nicht verständlich machen. Zentrale Begriffe des Protestantismus wie Rechtfertigung, „Werkgerechtigkeit“, Strafgericht und Barmherzigkeit sucht der Zuschauer in „Luther“ vergebens. Dass sie jedoch heute in einem Spielfilm angesprochen werden können, beweist ein ebenfalls zurzeit im Kino laufender Film: Lars von Triers „Dogville“ (siehe Kritik), der diese theoretisch-theologischen Fragen mit den künstlerischen Mitteln des Mediums Spielfilms umsetzt.

von JOSÉ GARCÍA - mit freundlicher Genehmigung des Autors - Quelle: www.textezumfilm.de