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Bücher in der Jugendarbeit

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Buchbewertung
"Mohammed - Eine Biographie"
von Hans Jansen

Erschienen 2008 im Verlag Beck für 24,90 Euro als Gebundene Ausgabe mit 491 Seiten
ISBN (10): 3406568580 - (13): 9783406568589
Genre: Kirchengeschichte

Kommentar

Eine Biographie über Mohammed zu schreiben, ist ein heikles Unterfangen - nach den Übergriffen im Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit dürften viele politisch verantwortlich denkende Historiker davon Abstand nehmen.

Hans Jansen, Professor für islamisches Denken in der Gegenwart an der Universität Utrecht, hat es gewagt - und herausgekommen ist ein äußerst gewissenhaftes und informatives Buch, das vor allem mit einer großen Schwierigkeit bravourös umgeht: Der Frage nach der historischen Zuverlässigkeit der biographischen Berichte. Denn über Mohammeds Leben gibt es im Grunde nur eine einzige Quelle, die des Ibn Ishaq aus dem 9. Jahrhundert. Und selbst diese ist historisch immer wieder kritisch zu hinterfragen.

Damit rührt Jansen an ein grundsätzliches Problem historisch-kritischer Anfragen an religiös motivierte Geschichtstexte: Darf man Wunderberichte und mirakulöse Legenden ignorieren, weil der moderne Mensch sie nicht glauben kann? Darf man deshalb diesen Texten jede Glaubwürdigkeit absprechen? Oder sollte man alles glauben, was nicht widerlegbar ist? - Dem Rezensenten fällt es natürlich schwer, die Arbeit Jansens aus eigener Anschauung auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen. Aber die "goldene Regel" (Was Du nicht willst, dass man Dir tu...) ist in diesem Fall sehr erhellend: Angenommen, Jansen würde mit seiner Art, die Historizität der Mohammed-Erzählungen zu hinterfragen, an die christlichen Evangelien und Heiligengeschichten herangehen - wir könnten sehr zufrieden sein.

Dabei macht Jansen keinen Hehl daraus, dass er im Grunde einer jeden Religion - also auch der christlichen - skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. Aber ersten bewahrt diese Distanz Jansen davor, in den Verdacht zu geraten, seine Kritik sei religiös inspiriert. Und zweitens wird sein Buch durch die gelegentlich aufblitzenden humoristischen Spitzen leichter lesbarer und unterhaltsamer.

Vor allem brilliert Jansen als Historiker: Es gelingt ihm durch seine religiöse Distanz, im höchsten Maße unvoreingenommen die Wirklichkeit des Propheten Mohammed zu beleuchten; er billigt allen Quellen ein Maximum an Zuverlässigkeit zu, entlarvt eindeutige Verfälschungen und hat auch den Mut, unsichere Quellenlagen als "nicht-entscheidbar" stehen zu lassen. Er schafft es immer wieder, die modernen Vorbehalte zwar zu bennenen (z.B. beim Verhältnis Mohammeds zu den Juden, seiner Heirat mit der 7-jährigen Aischa und der Begegnung mit den Christen), sich aber von vorschnellen Wertungen frei zu machen und einen Blick aus der Geschichte heraus zu wagen.

Fazit: Für jeden Leser - auch, wenn er nur hier oder dort ein wenig stöbern würde - ein großer Gewinn und ein wichtiger Schritt zum gegenseitigen Verständnis der Religionen.