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Bücher in der Jugendarbeit

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Buchbewertung
"Pantaleon der Arzt"
von Peter von Steinitz, mit Ill. v. Wladimir Naumez

Erschienen 2008 im Verlag Freundeskreis St. Pantaleon, Köln für 14,90 Euro als Taschenbuch mit 266 Seiten
ISBN (10): 3980519732 - (13): 9783980519731
Genre: Roman

Kommentar

Wer kennt außerhalb von Köln den Namen des Arztes Pantaleon, der zu den "Großmartyrern" der frühen Kirche zählt? Und wer kennt den Namen der "deutschen" Kaiserin Theophanu, der griechischen Gemahlin Kaiser Ottos II., die kurz vor der Wende des ersten Milleniums diesen griechischen Heiligen (zusammen mit dem heiligen Nikolaus) zur Verehrung nach Westeuropa in das damalige Ottonische Reich brachte? Die Kaiserin und der Heilige ruhen gemeinsam in der frühesten romanischen Kirche Kölns, in der herrlichen Basilika St. Pantaleon, wo immer am 27. jeden Monats ein Gottesdienst zu ihren Ehren gefeiert wird; Pantaleons Gedenktag ist nämlich am 27. Juli.

Der langjährige Pfarrer von St. Pantaleon, der erst vor kurzem nach Münster zu neuen Aufgaben wechselte, Peter von Steinitz, hat ein Buch vorgelegt, das dieser Unkenntnis aufhilft und in die erregende Zeit des 3./4. Jahrhunderts, mitten in die Spätantike hineinführt. Ähnlich wie heute ist diese Endphase der Antike durchsetzt von vielerlei Sinnsuchen: Krause Mischreligionen, zuchtlos-orgiastische Kulte, orientalische Götternamen dringen in das spätrömische Reich ein, das bereits in einen ost- und einen weströmischen Teil aufgespalten ist und in den Hauptstädten Nikomedien (an der heutigen Westküste der Türkei) und Trier von zwei Kaisern regiert wird. Aber neben den verwirrenden Religionen in dem Vielvölkerreich wird auch der klärende Einfluss der griechischen Philosophie in den platonischen Schulen spürbar – und die Morgenröte des Christentums geht auf. Lange gilt es noch als jüdische Sekte, ergreift aber im griechisch-römischen Kulturraum immer mehr Gebildete und Ungebildete, Sklaven wie Adelige.

In dem Roman wird eine germanische Sklavin Friedhild zur Begleiterin der Geschichte: Nach Nikomedien verkauft, nimmt sie den ungewohnten Geist der christliche Domina wahr, erzieht nach dem Tod der Mutter den jungen, hochbegabten Sohn Pantaleon und wird später nach seiner tödlichen Folterung den Leichnam waschen und begraben. Der Autor greift die überlieferten historischen Daten auf: die Abstammung Pantaleons (des "Ganz-Löwen") von einer christlichen Mutter und einem heidnischen Vater, dessen ärztliche Kunst der Sohn übernimmt; die Berufung Pantaleons zum Leibarzt des Kaisers Diokletian; die überlieferten Wunderheilungen durch den Neugetauften; die grauenhafte Folterung in der Christenverfolgung um 400, als das Weihrauchopfer vor den Standbildern der Kaisergötter von den Christen verweigert wird.

Die Erzählung bietet aber weit mehr als diese genau recherchierten Hintergründe. Der Autor baut darin die spätantike Weltsicht ein, die den eher langsamen Weg des jungen Arztes zur Taufe zunächst hemmt; darauf aber entwickelt er dessen wachsende Freude an der Einsicht in die innere Logik des Christentums. Diese Passagen verbinden sich mit einer unaufdringlichen Katechese und Erläuterung des Glaubensbekenntnisses – für viele Leser, gerade Jugendliche, zum eigenen Eindringen gewiss hilfreich! Verbunden wird diese innere Entwicklung mit der reizvoll eingeflochtenen Liebe zu der jungen heidnischen Römerin Aurelia (die nach der Taufe Katharina heißen wird, sich Christus verlobt und in Alexandria gemartert wird!) und mit leicht hingetuschten Bildern des Hoflebens, der geheimen Gottesdienste und Tauffeiern der Christen, auch mit Ausflügen in die platonische Philosophie: so besonders im Kapitel über die göttliche Schönheit und die Schönheit des Göttlichen.

Kurz: In der zweifelhaften Gattung der "Arztromane" ist ein ganz anderer Roman entstanden, der in den wirren weltanschaulichen Mustern der Spätantike die Figur des jungen Arztes so bewegend zeigt, daß damit die Jahrhunderte übersprungen sind und das bis heute Gemeinsame, das wunderbar Menschliche des Christentums sichtbar wird.